Christus ist geboren!

Am 7. Januar feierte die Auferstehungskirche das Hohe Fest von Christi Geburt. Hunderte von Gläubigen beteten in der Nacht vom 6. auf den 7. an der feierlichen Vigil und Liturgie. Am Nachmittag des 7. führten Kinder der Gemeinde ein weihnachtliches Theaterstück auf.


Hier
können Sie einen Radiobeitrag über die Vigil anhören (Zürichdeutsch).

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5.01.2013
Die Samstagspredigt vor Weihnachten

Wenn aber der Menschensohn kommt,
wird Er denn auf der Erde Glauben finden? (Lk 18, 8)

Gott das Wort kam zum auserwählten Volk, dem Alten Israel, um es zu erneuern, es zu beleben, ihm von Neuem das von Gott verliehene Leben zu geben. Als erste jedoch nach den Hirten verneigten sich dem himmlischen Göttlichen Gesandten – dem Engel des Großen Rates – Abgesandte der heidnischen Welt, die Weisen: sie öffneten ihre Schätze und brachten Ihm Gaben dar, Gold und…(Mt 2, 11).

Hier, an der Nahtstelle des Alten und Neuen Israel, sehen wir, daß die Göttliche Auserwähltheit allein nicht ausreichend ist. Es bedarf des Kampfes des Glaubens und der Askese der Wanderschaft. Unter den Heiden waren es die Sterndeuter, die diese Askese auf sich nahmen, da sie Glauben faßten und zur Verehrung des Gotteskindes nach Bethlehem kamen. Eingeweiht in die Geheimnisse des sichtbaren Himmels, erforschten sie dessen Zeichen und ließen sich von der Ungewöhnlichkeit der bevorstehenden Erscheinung überzeugen. So faßten sie den Mut, sich auf den langen und gefährlichen Weg zu machen um der Geheimnisse der unsichtbaren Welt willen. Gott brachte die Könige durch den Engel- Stern zum Glauben. Als erfahrene und weise Erforscher höchster himmlischer Erscheinungen stießen sie fast am Ende ihres Weges auf die Niedrigkeit irdischer menschlicher Furcht und Neides. Neid verblendete die jüdischen Hohenpriester und Schriftgelehrten – obwohl ihnen die Prophezeiung von der Geburt des Messias wohl bekannt war, glaubten sie nicht daran, als sie zu Zeugen der Erfüllung dieser Prophetie wurden. Die Könige dagegen glaubten offenen Herzens dem Stern-Engel und der Prophezeiung und erhielten die Erleuchtung des Glaubens. Sie verehrten den menschgewordenen Gott, brachten Ihm ihre Gaben dar.

Der Allreiche Gott bedarf nicht unserer Gaben. Wir bringen sie IHM dar, um selbst – heilvoll für unsere Seelen – IHN mit dem uns Geliehenen zu lobpreisen. Unsere erste und wichtigste Gabe an unseren Schöpfer ist der Glaube. Das ist das erhabenste Geschenk an Gott, denn ohne ihn bringt niemand irgend etwas Gott dar. Der Glaube ist ein Geschenk Gottes an uns, so daß wir ihn als Gabe an Gott zurückgeben, aber aus Schuldigkeit.

Uns hilft weder das Auserwähltsein, noch die Engel, oder Prophetien, uns hilft nicht die uns von Gott verliehene Wanderschaft auf Erden, wenn in uns der Glaube nicht vorhanden ist. Vom Alten Israel haben wir das Auserwähltsein geerbt, doch zusammen damit haben wir auch die Verantwortung für unser Auserwähltsein ererbt. Auch jetzt sind die Engel in ihrem Dienst nicht zurückhaltender geworden, auch heute unterweisen sie die Menschen fromm zu sein. Doch die Begegnung mit den Engeln bringt dem Ungläubigen keinen Nutzen, so wie sie seinerzeit den Einwohnern Sodoms nicht half. Uns, dem Neuen Israel, sind die Prophetien vom Fleischgewordenen Wort Gottes Selbst gegeben. Wir wissen nicht nur um die erste, bereits vollendete, Ankunft Christi, sondern ebenso auch um die zweite noch bevorstehende. Aber auch dieses Wissen dient uns nicht zur Rettung, so wie die Prophetien nicht den jüdischen Hohenpriestern und Schriftgelehrten halfen, wenn wir uns, auf unser Auserwähltsein und unsere Kenntnis des Buchstabens der Schrift gestützt, nicht vom Glauben durch die höchste Gnade und die Ausgießung des Lichtes erleuchten lassen.

Als Geschenk Gottes erscheint der Glaube im Menschen vor der Tugend. Die Geschöpfe können den Glauben lediglich bestätigen, aber sie können ihn nicht hervorbringen. In einer solchen Bestätigung jedoch schaut der Mensch mittelbar bereits den Schöpfer. Dabei wird in ihm die Bereitschaft zur Askese der Reue gestärkt, die die Fähigkeit zur Abwehr gegen sündige Gedanken und das Ablegen des alten Menschen nährt. So wird der Weg zur Tugend eröffnet.

Gott gab uns das erhabenste Geschenk – Seinen Eingeborenen Sohn. Ein Knabe ward uns geboren, der Sohn uns gegeben (Jes 9, 6). Er gab Ihn nicht nur um Belehrer, Führer, Vorbild für das Leben zu sein. Er gab Ihn vor allem und über allem – zum Tod für das Leben, damit jeder, der an IHN glaubt, nicht ins Verderben gelangt, sondern ins ewige Leben (Jo 3, 15). Nur der Glaube allein kann das Wunder der Geburt des Gottmenschen in unsere vergängliche Welt hinein fassen, Des Gottmenschen, Der zu uns kam und alles aufnahm, was uns eigen ist, außer der Sünde, um unserer Rettung willen von Tod und Verderben, das wir selbst hervorbrachten.

Ein Knabe wurde uns geboren, ein Sohn uns gegeben – eben uns. Deshalb dürfen wir IHN nicht gleichsam “von Ferne” betrachten, als außerhalb von uns Bestehenden oder neben uns her. Vielmehr sollen wir IHN stets in uns tragen, in der Einfachheit, ja sogar in der Höhle unseres glaubenden Herzens durch den Glauben – unseres glaubenden Herzens. Starker Glaube und ein reines tugendhaftes Leben bereiten den Boden für Seine Ankunft. Durch diese Gaben empfinden wir IHN als Licht, als Frieden, und Leben und Kraft.

Wenn wir Gott unsere Gaben darbringen – das Gold der geistlichen und körperlichen Jungfräulichkeit, den Weihrauch des Gebets, die Myrrhe der Tugenden, dann werden auch wir der Gnade nach neu geboren zu Gottessöhnen, in denen die Fülle der Gottheit durch unsere Annahme an Sohnes statt durch Gott lebt. Wenn Gott-Logos Mensch und Menschensohn wurde, um uns zu Göttern zu machen, so glauben wir, daß wir dort sein werden, wo Christus Selbst als das Haupt des Leibes der Kirche jetzt ist. Wenn wir in den Tagen der Geburt Christi, zu Weihnachten, in den Gott geweihten Nächten, unseren Nächsten Geschenke darbringen, so sollten wir daran denken, daß dies lediglich ein Echo und ein Gedenken an jene unausschöpflichen Güter ist, die wir “umsonst”, d.h. unverdient, von Dem Einen Gabengeber annehmen. Selbst von Ihm mit Gnadengaben beschenkt, sind wir dazu berufen, sie IHM zurückzureichen auch durch unseren Nächsten, indem wir sie durch den Kampf des Glaubens, Gebets und Gottesgedenkens vermehren. Amen. (Erzbischof Mark)