1936 wechselte die Kirchgemeinde der Auferstehung Christi in Zürich von der russisch-orthodoxen Kirche im Ausland (ROSA oder „Karlovacer Synod“) in die Zuständigkeit des Metropoliten Evlogij (Georgievskij), der zu diesem Zeitpunkt das Westeuropäische Exarchat für russische Gemeinden des Ökumenischen Patriarchats leitete. Pfarrer der Zürcher Kirchgemeinde war Erzpriester Vladimir Gusev. In seinem Buch „Mein Lebensweg“ beschreibt Metropolit Evlogij diese Ereignisse wie folgt:

„Die Zürcher Kirchgemeinde ist die letzte, die zu meiner Zeit ausserhalb von Frankreich gegründet worden war. In Zürich existierte eine „Karlovacer“ Kirchgemeinde, in dem ein Streit entstand um die Person des Pfarrers Vater Vladimir Gusev, eines bescheidenen und fleissigen Hirten, der die Sympathien der Mitglieder der Kirchgemeinde gewinnen konnte. Vater Gusev wurde von Erzbischof Seraphim zu Unrecht beleidigt und gewaltsam aus Zürich verlegt, trotz des Schutzes und der Fürsorge der Mitglieder seiner Kirchgemeinde. Dieser Streit zwischen der Kirchgemeinde und Erzbischof Seraphim endete damit, dass der Pfarrer samt der Mehrheit der Kirchgemeinde in meine Jurisdiktion wechselte. Es ist mir zuwider, mich daran zu erinnern, zu welch unwürdigen Mitteln seine Feinde gegriffen hatten, um Vater Gusev von Zürich fernzuhalten…

Aber die Mitglieder der Kirchgemeinde versammelten sich einträchtig um ihren Pfarrer, entlarvten alle Beschuldigungen als Lügen und verteidigten ihren guten Hirten. Als er sich in Zürich eingerichtet hatte, machte ich mich auf den Weg dort hin, um der neuen Kirchgemeinde meinen Segen zu geben und ihr kirchliches Leben zu organisieren. Ich wurde mit grosser Freude empfangen. Innerhalb einer Woche gelang es mir, unsere Stellung zu festigen. Gott helfe uns, allen Anfechtungen des Feindes standzuhalten!“ (Metropolit Evlogij (Georgievskij). Mein Lebensweg, Paris 1947)

Kurz vor seinem Tod am 8. August 1946 in Paris fasste Metropolit Evlogij den Entschluss zur Vereinigung mit der Mutterkirche. Metropolit Nikolaj (Jarushevich) leitete die Verhandlungen mit den Metropoliten Evlogij und Seraphim (Lukjanov), der die westeuropäische Diözese der ROKA leitete. Sie beide wechselten mit all ihren Kirchgemeinden in die Jurisdiktion des Moskauer Patriarchats. Am 7. September 1945 fällte der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche auf Basis des Berichts von Metropolit Nikolaj folgenden Beschluss:

„Metropolit Evlogij und seine Vikarbischöfe – Erzbischof Vladimir und Bischof Johannes – werden mit sämtlichen 75 Kirchgemeinden als mit der Mutterkirche vereinigt und in die Jurisdiktion des Moskauer Patriarchats aufgenommen betrachtet. Es gilt, für die Zukunft das Exarchat in Westeuropa in den bestehenden Grenzen mit Metropolit Evlogij als Exarchen des Moskauer Patriarchats zu bewahren…“ (ZMP Nr. 9, 1945. S. 9-12).

Pfarrer Vladimir Gusev und seine Kirchgemeinde folgten ihrem Erzbischof und die Kirchgemeinde der Auferstehung Christi begann seine kanonische Existenz in der Jurisdiktion des Moskauer Patriarchats.

1946 begann Abt Seraphim (Rodionov), Absolvent der Pariser Universität und lange Zeit Pfarrer der Kirche der „Drei Lehrer der Ökumene“ in Paris, Vater Vladimir bei seiner pastoralen Arbeit zu unterstützen. 1949 wurde Pfarrer Vladimir Gusev nach Den Haag verlegt und Abt Seraphim übernahm das Pfarramt in der Zürcher Auferstehungsgemeinde. Von da an leitete V. Seraphim die Kirchgemeinde in Zürich während 45 ( ! ) Jahren .

Seit 1946 besucht Abt Seraphim auch regelmässig die von ihm gegründete Genfer Kirchgemeinde der „Geburt der Allerheiligen Gottesgebärerin“. Heute repräsentiert diese Kirchgemeinde das Moskauer Patriarchat im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). 1952 wurde Abt Seraphim zu Ostern vom Patriarchen Alexi I. zum Archimandriten ernannt.

Vater Seraphim spielte eine bedeutende Rolle die Festigung der interchristlichen Beziehungen und bei der Vertiefung der Kenntnisse in Westeuropa über die geistlichen Grundlagen der Orthodoxie. Vater Seraphim nahm auf Einladung der katholischen, alt-katholischen, protestantischen und anglikanischen religiösen Organisationen und Kirchgemeinden sowie der Genfer Universität (1947) und der theologischen (protestantischen) Fakultät der Universität Zürich (1950-1953) an vielen internationalen theologischen Konferenzen, Treffen und Diskussionen teil. Vater Seraphim bereitete ausserdem den Eintritt der russisch-orthodoxen Kirche in den ÖRK vor, der 1961 an der 3. Versammlung desselben in New Delhi vollzogen wurde.

Am 19. Oktober 1971 ernannte der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche den Archimandriten Seraphim zum Bischof von Zürich, Vikar des Metropoliten Antonij von Surozh, des damaligen Exarchen des Patriarchats in Westeuropa. Am 19. Dezember 1971 erfolgte in Leningrad die Bischofsweihe durch Patriarch Pimen. Seraphim wurde damit zu ersten (und bisher einzigen) Bischof von Zürich. 1989 wurde Bischof Seraphim aufgrund seiner langjährigen Hirtenarbeit und in Verbindung mit dem 50-jährigen Jubiläum seines Dienstes als Pfarrer in den Rang eines Erzbischofs erhoben. Selbst im fortgeschrittenen Alter kannte seine gottgefällige Arbeit kein Ende. 1995 gründete er in Dompierre (Kt. Waadt) das Dreifaltigkeitskloster – das erste orthodoxe Kloster in der Schweiz. Hier lebte Erzbischof Seraphim bis zu seinem Tod am 14. Dezember 1997.

Ende 80er – Anfang 90er Jahre zählte die Auferstehungsgemeinde nur wenige Mitglieder, aber dank der Missionsarbeit Erzbischof Seraphims fanden viele Schweizer den Weg in die russisch-orthodoxe Kirche. Zu Beginn der 90er Jahre kamen infolge der tragischen Ereignisse nach dem Zerfall der UdSSR Millionen unserer Landsleute ins Ausland, wovon sich ein Teil auch in der Schweiz niederliess.

Am 11. September 1988 wurde Vater Gurij (Shalimov), Absolvent der Moskauer Theologischen Akademie, heute Bischof von Petropavlovsk und Bulaevsk, zum Pfarrer der Auferstehungsgemeinde ernannt. Am 29. April 1989 erfolgte seine Erhebung zum Archimandriten und am 2. Dezember 1992 die Wahl zum Bischof von Korsun – also zum Diözesanbischof der Schweizer Kirchgemeinden des Patriarchats Moskau. Die Bischofsweihe erfolgte am 14. Januar 1993.

Während zwei Jahren (bis 1995) verblieb die Kirchgemeinde ohne Pfarrer. Die Gottesdienste wurden sporadisch von Priestermönch Kosma (Büchl) zelebriert, heute Kleriker im Range eines Archimandriten der orthodoxen Kirchen von Tschechien und der Slowakei.

Nächster fester Pfarrer der Auferstehungskirche wurde Abt Benedikt (Kanters), Absolvent der Sankt-Petersburger Geistlichen Akademie. Vater Benedikt wurde am 13. Januar 1957 in einer Arbeiterfamilie in Leningrad geboren, seine Mutter war Russin, sein Vater Lette. 1975-1977 besuchte er das Geistliche Seminar in Leningrad; 1977-1981 die Geistliche Akademie. Auf Empfehlung von Seminar und Akademie studierte er von 1981 bis 1985 im Rahmen eines Austausch an der Theologische Fakultät der Universität in Athen. Am 23. Januar 1986 verteidigte er seine Doktorarbeit in der Leningrader Geistlichen Akademie zum Thema „Die Lehre des neuen Testaments zur Institution der Apostel“.

Die Diakons- und Priesterweihe wurden von Kyrill, Erzbischof von Vyborg, Rektor der Leningrader Geistlichen Schulen – heute Patriarch von Moskau und ganz Russland – vollzogen; die Priesterweise zum Osterfest am 26. April 1981. 1986 bis 1990 unterrichtete V. Benedikt Neues Testament in der Abteilung für die Heiligen Schrift und übte ebenfalls das Amt des Hilfsinspektors aus. 1991 bis 1995 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung für Aussenbeziehungen des Moskauer Patriarchats und Dozent für Neues Testament am Geistlichen Seminar in Smolensk.

Am 17. November 1995 wurde Vater Benedikt zum Pfarrer der Auferstehungsgemeinde ernannt. Am 13. April 2000 erhielt er an der Kazaner Kathedrale in Sankt-Petersburg eine Daueranstellung als Kleriker. Am 16. Oktober 2003 erlag Vater Benedikt einer langen Krankheit im Alter von 46 Jahren. Er wurde auf dem Smolensker Friedhof in Sankt-Petersburg beigesetzt.

2000 wurde Vater Oleg Batov zum Pfarrer der russisch-orthodoxen Kirchgemeinde in Zürich ernannt. Vater Oleg, Absolvent der Theologischen Hochschule des Heiligen Tichon, arbeitete zuvor im Sekretariat für die Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft des Aussenamts des Moskauer Patriarchats. In den fast zehnjährigen Dienst von Vater Oleg in Zürich fielen viel für die Geschichte dieser Gemeinde wichtige Ereignisse. So organisierte er regelmässige Pilgerreisen zu den heiligen Stätten Europas und des Nahen Ostens. Kirchenchor und Kirchengesang machen unter der Leitung von Maria Batova, der Frau des Pfarrers, eine rasante qualitative Entwicklung durch. Die regelmässige Organisation finanzieller Hilfe für schwer kranke Kinder in und ausserhalb von Russland wurde zu einem bedeutenden Pfeiler in der sozialen Tätigkeit der Kirchgemeinde. Die Kirchgemeinde begann regelmässige Gottesdienste in der Strafanstalt Pöschwies durchzuführen. Die Anzahl der Mitglieder der Kirchgemeinde schnellte um ein Mehrfaches in die Höhe.

Historisch ist jedoch der Erwerb eines neuen Gotteshauses das wohl wichtigste Ereignis. Während 66 Jahren befand sich die Kirchgemeinde in einem kleinen Raum (Fläche 40 m2) an der Kinkelstrasse, im Erdgeschoss eines gewöhnlichen Wohnblocks. Die Kirche bestand aus einer Zweizimmerwohnung – im einen Zimmer wurden Kerzen verkauft, im anderen, wo eine kleine, bescheidene Ikonostase aufgestellt war, fanden die Gottesdienste statt.

Nach der Pilgerfahrt zu den Reliquien des Heiligen Nikolaus nach Bari 2001 bot sich die Gelegenheit zum Erwerb eines grossen und geräumigen Gebäudes an der Narzissenstrasse 10, was dank der uneigennützigen Hilfe von wenigen Sponsoren möglich wurde. Die für die Durchführung orthodoxer Gottesdienste nötigen Umbauarbeiten wurde durchgeführt, eine Ikonostase montiert (Architektin Irina Rodionova), Ikonen geschrieben (Ikonografin Elena Shahmatova), im Altarraum und an der Decke Mosaiken angebracht (Künstler Alexander Kornouchov). Auf dem Dach des Hauses wurde ein traditioneller russischer Zwiebelturm mit einem vergoldeten Kreuz montiert.

Durch den Fleiss und die Fürsorge Ihres Pfarrers, Vater Oleg, der aufgrund seiner fruchtbaren Hirtenarbeit zum Erzpriester ernannt wurde, schlug die Auferstehungsgemeinde eine neue Seite in ihrer Geschichte auf. Das neue Kirchenhaus bezeugt für alle, die unter sein Dach kommen, in voller Pracht von der Orthodoxie, der Schönheit und dem Reichtum der russischen geistigen Tradition. An die Wichtigkeit der Arbeit mit Kindern – der künftigen Generation der Mitglieder der Kirchgemeinde – denkend, wurde ein Teil der Räumlichkeiten im Untergeschoss dem russisch-orthodoxen Kinderzentrum „Matrjoschka“ übergeben.

Im Oktober 2009 wurde durch den Entscheid des Heiligen Synods der russisch-orthodoxen Kirche Erzpriester Johannes Lapidus zum Pfarrer der Zürcher Auferstehungsgemeinde ernannt, der im Februar 2010 seinen Dienst in Zürich angetreten hat.

Bereits zwei Jahre später (in 2012) trat Priester Mikhail Zeman seinen Dienst in unserer Kirchgemeinde an.